Der Fluch des Internets besteht auch darin, dass jeder halbgebildete Hobbyapokalyptiker mit Blogorrhoe seine persönliche Gehirnkirmes in Lichtgeschwindigkeit unters Volk bringen kann.
In oft narzisstischer Dauerschleife tanzen sie ihre Egoistenpolonaisen, gerne mit einem Soundtrack aus Wissenschaftsleugnung und gefühlter Wahrheit. Ironischerweise nutzen sie dafür genau jenes Medium, dessen Existenz auf der akribischen Arbeit von Wissenschaftler:innen beruht: auf Protokollen, Algorithmen, Halbleiterphysik.
Kurz: auf allem, was sie nicht verstehen und gerade deshalb verachten.
Applaus bekommen sie von Bots, Trollen und durchradikalisierten Accounts mit Sendungsbewusstsein und Rechtschreibschwäche. Herzchen, Flammen und zustimmende Grunzlaute fliegen ihnen zu, oft von digitalen Scheindiskursen, die nur noch die Optik des Gesprächs simulieren.
Der Rest scrollt weiter. Müde, überfüttert, abgestumpft.
Wer die Wahrheit und die Suche nach ihr verachtet, braucht kein Argument, nur Reichweite. Und wer laut genug pöbelt, verwandelt jeden Widerspruch in angebliche Zensur. So wird aus jeder sachlichen Korrektur ein Beweis für das große Unrecht, aus jeder kritischen Nachfrage ein Akt der Unterdrückung.
Im digitalen Spiegelkabinett ist jede Verschwörung nur ein Algorithmus von der Selbstbestätigung entfernt.
Und währenddessen?
Draußen? In der wirklichen Welt? Was machen die Dinge?
Da funkt der Mülleimer, wenn er voll ist.
Ein diskretes Signal, sachlich, funktional, kein Wort zu viel. Der Mülleimer ist Teil des Internets der Dinge – und damit oft klüger als der durchschnittliche Telegram-Kanal.
Was der Mülleimer nicht tut:
Er sendet keine Theorien über geheime Müllverordnungen, keine Warnungen vor der Müllmafia, keine Vorträge über Bakterienfreiheit durch Eigenkompostierung.
Er sendet einfach nur: Bin voll. Punkt
Sachlichkeit, Funktionalität und Effizienz schützen ihn vor Moder und Geruch.
Der Mülleimer – Der Stille Held der Vernunft.

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